Dienstag, 22.5.2001 voriger Tag | nächster Tag

Wir haben uns für das Dreieckhorn als Ziel und das erste Frühstück um 4,30 Uhr entschieden. Als wir unten am Gletscher um 6 Uhr anschnallen, lockern die Wolken auf, die bisher den Himmel bedeckten. In einem großen Bogen gleiten wir über den einigermaßen gefrorenen Harsch auf den Konkordiaplatz und zum anderen Ufer. (Dreieckhorn vom Konkordiaplatz; der Anstieg verläuft von links über die schräge Gletscherrampe) Die dortige Spaltenzone lässt sich am besten zwischen "drittem und viertem Dreieck" (Felswänden) passieren. Unser Anstieg zieht geradezu abschreckend steil hinauf auf den Rampen-Gletscher und der Hang ist links bedeckt von Nassschneerutschen. Wir haben zunächst Zweifel, ob das für uns machbar ist, aber Uli spurt einfach mal drauf los. Es zeigt sich, dass der Aufstieg doch nicht so steil ist wie befürchtet (in der Draufsicht lässt sich ein Hang eben nicht beurteilen) und der Schnee ist nicht durchgefroren. Das heißt zwar, dass keine Harscheisen benötigt werden, aber auch, dass er in wenigen Stunden unter Sonneneinstrahlung gefährlich weich werden wird. Und die Sonne scheint auch bald, denn die Wolken haben sich bei uns verzogen. Nur im Süden lagert eine Schicht.

 

Zunehmend tiefer unter uns liegt der gewaltige Strom des Aletschgletschers immer noch über uns von Ost bis Nord der Bergkranz vom Finsteraarhorn zur Jungfrau. (v.l.: Mönch, Trugberg, Fiescherhörner, unten der Zusammenfluss von Aletschfirn, Jungfraufirn und Ewigschneefäld zum Konkordiaplatz - Fortsetzung im Großbild) Im sonnigen Osthang kommen wir arg ins Schwitzen. Das Feld zieht sich wie immer weit auseinander, Wulf und Uli rennen weit voraus. Toller Aufstieg über die Gletscherrampe, zwischen Spaltenzonen, zur Schulter unter dem Dreieckhorn, ca. 3540 m. Auch der weitere Anstieg zum Skidepot (3680 m) ist gut zu gehen. Nach unseren Literaturangaben kann man hier normalerweise schon nicht mehr mit Ski hinkommen. Als Birgit und ich dort sind, kommen Wulf und Uli schon vom Gipfel zurück. Der wäre mit Pickel und Steigeisen schon zu packen, aber die Zeit drängt (9,40 Uhr), weil der untere Hang nicht zu weich werden soll. Also Abfahrt, wobei die jeweils zurückgebliebenen eingesammelt werden.

 

Tiefer Sulz auf dem Gletscher, geht noch ganz gut zu fahren. (Uli im Firn) Der Steilhang hinab ist aber jetzt um 10,15 Uhr schon sehr weich. Einzelne Schneerutsche kommen von der Seite. Wir sind froh, als wir es hinter uns haben. Später hätte es nicht mehr sein sollen. Durch die Spaltenzone hindurch nehmen wir sicherheitshalber (und das einzige Mal in der ganzen Woche!) das Seil, bis wir auf die Hauptspur in der Gletschermitte treffen. Dann wieder in weitem Bogen zurück zu den Leitern.

 

 

 

Noch mal 100 Höhenmeter schnaufen, dann (ab 12,30 Uhr) Siesta in der Sonne. (Blick von der Terrasse der Konkordiahütte auf die Berge zwischen Konkorda- und Jungfraufirn: v.l. Ebenefluh, Gletscherhorn, Kranzberg, Jungfrau) Nachmittags ziehen wieder Wolken auf, die sich am Abend erneut auflockern.

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