Mittwoch, 23.5.2001 voriger Tag | nächster Tag

Gross Grünhorn, 4043,5 m

Das Procedere kennen wir nun schon und stehen um 5,40 Uhr am Fuß der Leitern. Jörg lässt die heutige Tour aus, um (leider erfolglos) seinen beständigen Husten zu kurieren. Es war nachts klar und so ist der Schnee heute hart gefroren. Noch ein Stück leicht abwärts rutschen über den Harsch, dann wird angefellt. Der Aufstieg zum Ewigschneefäld (offizielle Schreibweise!) verliefe durch ein steiles Tälchen zwischen Gletscher und Fels, bequemer ist es aber direkt über den Gletscherbuckel, wo die Spalten – noch - kein Problem darstellen. Tolles Morgenlicht auf Jungfrau und Aletschhorn!

 

 

 

 

 

 

 

Bei ca. 3150 m geht es rechts steil aufwärts und mitten hinein in einen Gletscherbruch, dessenthalben der Anstieg hier im Sommer gar nicht möglich ist! Eile ist nötig, da die Passage von gewaltigen Eisabbrüchen oberhalb vom Grünegghorn bedroht wird.

 

 

 

Der ganze südwestseitige Anstieg bisher lag im Schatten, die ersten Sonnenstrahlen erreichen einen erst in der Scharte zwischen Grünhorn und Grünegghorn – und auch die letzten, denn hinter dem Gross-Wannenhorn nähert sich eine Wolkenwand. Kurz oberhalb, bei ca. 3900 m ist das Skidepot oberhalb des Bergschrunds. Eine Stapfenreihe quert in die Flanke, eine steile Rinne (ca. 40°) führt zu den Felsen unter dem Grat. Sieht schlimmer aus als es ist. Mit Steigeisen, Pickel und Stock geht es gut und die Stapfen der Vorgänger sind brauchbar. Heikler ist die Passage oberhalb, mit Fels und Firn gemischt, dann noch ein letztes Stück über den flachen Gipfelgrat. Der Nebel mindert zwar die Ausgesetztheit, aber auch die Gipfelfreude. Dass es schon um 10 Uhr so trüb sein würde, war nicht geplant. Wulf hat die Ski mit hinauf genommen, wagt aber die Extrem-Abfahrt durch die große Rinne vor dem Gipfel nicht und trägt sie wieder herunter. Eine andere Rinne stapfen wir wieder vorsichtig hinab, Uli voraus, mit zwei Skistöcken - da er den Pickel auf der Hütte vergessen hat! Für ihn kein Problem. Entlang der Gletscherbrüche hat es schön aufgefirnt, prima zu fahren, auch bei schlechter Sicht. Deshalb errichten wir bei 3550 m ein Rucksackdepot und steigen noch mal entlang des Südwestkamms Richtung Klein Grünhorn auf bis auf ca. 3800 m. Dabei hat es sich aber weiter zugezogen. Blindflug zu den Rucksäcken, dann mit Gepäck (ich habe heute das Seil!) entlang des Aufstiegs. Schneefall, schlechte Sicht – aber Super-Firn – auch noch auf dem Ewigschneefäld. Mit Schwung geht es da über einige Spalten. Schließlich noch lästiges Schieben über die Ebene zu den Treppen. Conne und Stefan kommen auch gleich – sie haben am Skidepot umgedreht und waren noch Richtung Trugberg unterwegs. Wieder mal 398 Stufen. Um 13 Uhr wieder auf der Hütte.

 

Überraschenderweise reißt es am Nachmittag vollständig auf. Wulf, Uli, Birgit, Conne und Jörg können nun nach kurzem Schneestapfen oberhalb der Hütte ihre Kletterschuhe nutzen und sind begeistert über die sonnigen Felsen in arktischer Kulisse (Foto: Birgit Laufer).

voriger Tag | nächster Tag

Home