Samstag, 26. Mai 2001 voriger Tag | nächster Tag

Gross-Wannenhorn, 3906 m

Endlich scheint wieder beständiges Schönwetter gekommen: ein ganz klarer wolkenloser Morgen bricht an. Wir stopfen wieder um 5 Uhr das Frühstück in uns hinein. Wulf und Uli haben das schon eine Stunde eher hinter sich gebracht und sind zum Finsteraarhorn unterwegs. Der ausgesetzte Gipfelgrat wäre aber nicht für jeden etwas. Wir übrigen haben uns daher das Gross-Wannenhorn vorgenommen, die "Idealgestalt eines Skiberges" (Steinbichler). (erste Sonenstrahlen auf dem Gross-Wannenhorn) Um 6 Uhr starten wir, zunächst hinab auf den Gletscher dann in flotter Fahrt schräg abwärts auf die andere Seite zum Fuß des Gross-Wannenhorns bei P. 2901 m, immerhin 2 km entfernt.

 

 

Nur kurz verwenden wir die Harscheisen, schon nach wenigen Minuten haben wir die Sonne erreicht und brauchen sie nicht mehr. Das Finsteraarhorn gegenüber liegt noch ganz im Schatten. Ein Hubschrauber setzt dort etwas auf dem Gipfel ab. Man vermutet, dass es sich um Filmaufnahmen handelt. Die Gletscherhänge des Wannenhorns haben auch für den Aufstieg eine ideale Neigung, für welche die Felle ausreichen.

 

 

 

Eine große schräge Rampe bildet der Gletscher aus, die Eisabbrüche vom Triftgrat herab bilden eine tolle Kulisse. Mit jedem Höhenmeter wächst die Aussicht. Um ein paar Spalten macht die Spur einen Bogen. Wir kommen rasch voran, insbesondere Stefan ist gut in Form. Bei ca. 3600 m erreicht man einen markanten Sattel.

 

 

 

 

Ab nun ist der Blick nach Süden frei auf die Kette der Walliser Viertausender vom Weißmies bis zum Mont Blanc. Ein etwas steilerer Hang ist noch zu meistern, dann geht es entlang des gutmütigen Grats zum Süd-Gipfel (3898 m), wo Birgit mal wieder als erste eintrifft.
(am Horizont v.l. Weißmies, Fletschhorn, Monte Rosa, Lyskamm, Alphubel [der geplättete Berg links der Bildmitte], Dom, Matterhorn, Weißhorn, Dent Blanche)

 

 

 

Der Gipfel bricht senkrecht zur Konkordia-Seite ab (der Hintergrund des Aletschgletscher-Postkarten-Motivs) und dem entsprechend lässt sich von hier oben fast der gesamte Aletschgletscher überblicken. (In der Bildmitte das Aletschhorn, links zurück das Bietschhorn, weiter links am Horizont der Montblanc) Weit geht der Blick auch nach Osten, bis zu Basodino, Rheinwaldhorn, Tödi, Bernina. Wir stapfen noch durch eine kleine Mulde hinüber zum Nord-Hauptgipfel. Nun ja, die letzten fünf Höhenmeter wären ausgesetzte Kletterei. Von hier gibt es den Tiefblick zur Hütte. Während wir für ein Gruppenfoto in die Kamera grinsen, klaut eine Bergdohle Stefans Vesperbrot!

 

 

Die Abfahrt – ein Firn-Traum. (Abfahrt gegen das Finsteraarhorn) Oben noch etwas hart, dann ideal-schmierig bis zum Bergfuß hinunter. Bei etwas der Hälfte begegnen uns Uli und Wulf, die mit dem Finsteraarhorn nicht ausgelastet waren – seilfrei am Gipfelgrat natürlich die schnellsten waren -, über den noch hart gefrorenen Harsch zur Hütte fuhren und sich nun noch eine schöne Abfahrt verdienen möchten. 2300 Höhenmeter Anstieg machen den beiden da nichts aus! Allerdings ist hier alles wirklich viel zu schön, um den Tag schon zu beenden. Wir überlegen, einfach hier noch mal aufzusteigen – noch mal zum Gipfel wäre aber zu lang und zu langweilig. Gehen wir doch noch mal zum Wyssnollen und sehen nach, was unsere Schneehöhle macht! Gesagt getan. Unserer auch von anderen Gruppen bewunderte Maulwursbau ist noch intakt und wird noch mal benutzt. Es ist nun Nachmittag geworden – dennoch haben wir nochmals eine tolle Abfahrt, die keine Wünsche offen lässt – bis vielleicht die letzten 100  Höhenmeter auf den Gletscher. Als wir diesen wieder zurück gequert und die Anhöhe der Hütte wieder erklommen haben, ist der Tag gut ausgenutzt.

 

Schließlich haben wir uns alle wieder hier "besammelt" und genießen als Belohnung für die Strapazen den wieder wohlweislich vorbestellten Haslikuchen. Ob der Name von den verwendeten Haselnüssen oder der Sektion Ober-Hasli kommt, der die Hütte gehört, bleibt unklar. Wulf erfragt das Rezept von der Wirtin

Haslikuchen
- 1 fertiger 'Kuchenboden' (oder Blätterteig)
- 1 Ei
- 150 g Zucker
- 2-2,5 dl Kaffeerahm (oder Hälfte Milch + Hälfte Süße Sahne(35%))
- 200 g Haselnüsse, fein gemahlen
- 1TL Zimt
Erst Ei, Zucker und Kaffeerahm schaumig rühren. Danach Haselnüsse und Zimt rein. Alles auf Kuchenboden geben und 30 min bei 200°C backen.

Dass die Hütte bis an den Rand voll ist, ist heute nicht so tragisch, da ohnehin alles draußen die Sonne genießt. Abendessen gibt es wieder für uns um 17,30 Uhr mit der ersten Schicht.

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