Sonntag, 19.10.97 zum dritten Tag | zur vorigen Seite

Monte Peralba (Hochweißstein), 2694 m

Lang sind die Etappen des Karnischen Höhenwegs und kurz die Herbsttage. Um 8,40 Uhr starten wir, noch im Schatten. Zunächst geht’s abwärts zur Oberen Wolayer Alm (1709 m). Fantastisch golden verfärbt präsentieren sich die ausgedehnten Lärchenwälder unterhalb der Felsmauer des Biegengebirges (Stollenlöcher aus Kriegszeiten sind deutlich zu sehen!) nun in der Sonne. Schmal windet sich der Weg durch die Latschenfelder um dann steil hinauf zu führen zum Giramondo-Pass (1971 m), bei dem uns – nicht zum letzten Mal – ein Schild "Achtung Staatsgrenze" begrüßt.

 

Auf der anschließenden Querung über die Schuttfelder hoch über Seen und Almen blickt man in mir völlig unbekannte Dolomitenlandschaften. Wir treffen eine Gruppe Einheimischer beim Sonntagsausflug, können aber leider nicht die gestrigen Fußball-Bundesliga-Ergebnisse erfahren, da sie in der Gazzetto dello Sport nicht enthalten sind!

 

 

 

Vorbei an verfallenden Almen wandern wir hinab ins Val Fleons, wo uns wieder goldgelbe Lärchen empfangen. Der direkte Übergang übers Öfnerjoch (2017 m) zum Hochweißsteinhaus (1868 m) ist uns zu kurz, wir folgen einem schmalen Pfad westlich über hohe Almböden bis in den Passo di Sesia und von dort bis unter den Gipfelaufbau des Monte Peralba (deutscher Name Hochweißstein).

 

 

Ohne das schwere Gepäck schaffen wir den steilen, schon etwas vereisten nordseitigen Schluss-Aufstieg auch noch. 16,45 Uhr am Gipfel, wo wir mit einem Rundum-Panorama erster Klasse belohnt werden. Am malerischsten sind die abgestuften Zacken der Dolomiten im Gegenlicht. Beim Abstieg müssen wir uns bereits beeilen. Das Hochweißsteinhaus liegt auf der Nordseite schon lange im Schatten. Es dämmert bereits, als wir dort ankommen und es bläst ein kalter Wind. Dann die Enttäuschung: unser AV-Schlüssel passt zwar in eine Tür, die ist aber zusätzlich mit einem anderen Schloss verschlossen. Was tun? Uns bleibt nur ein Biwak, für das wir aber besser in den geschützteren Talboden zur Ochsner-Alm (1651 m) absteigen. Als wir dort sind, ist es stockfinster. Wasser finden wir zehn Minuten entfernt an einem Bach. Auf einer Bank neben einer natürlich ebenfalls verschlossenen Almhütte kochen wir Spagetti. Als Schlafunterlage dient uns jeweils eine ausgehängte Zauntür. Ich denke daran, wie die Freunde daheim gerade mit meiner Abo-Karte im Theater sitzen. Die Nacht ist kalt, daran ändert auch der Mond nichts und mein alter Schlafsack wärmte auch schon einmal mehr. Eine Isomatte wird schon sehr vermisst, denn es liegt sich sehr hart. So erstaunt es mich, dass ich trotzdem einigermaßen schlafen kann.

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